Die Bibliothek Andreas Züst umfasst rund 10’400 Titel zu Themengebieten wie Wetter, Geologie, Astronomie, Physik, Literatur, Fotografie, Kunst, Kitsch und Populärkultur. Seit 2010 befindet sich die Bibliothek im Alpenhof. Das ehemalige Hotel, an majestätischer Lage auf dem appenzellischen St. Anton (1110 m ü. M.) gelegen, bietet Übernachtungsmöglichkeiten und Raum zum Arbeiten. Für 100 Franken pro Jahr können Sie Gönnerin, Gönner der Bibliothek werden. Dadurch erhalten Sie die Möglichkeit, für jeweils einen Monat Bücher auszuleihen.

Geschichte

Zehn Jahre nach dem Tod von Andreas Züst hat seine ehemalige Bibliothek ihre neue Heimat gefunden. Die rund 10’400 Bücher in seinem Haus Spiegelberg drohten bereits zu heimatlosen Stapeln zu verkommen, als Plinio Bachmann 2003 ein Ordnungssystem erfand, das die private Bibliothek auch für Aussenstehende fassbar macht. Mit der Inventarisierung reifte schliesslich die Idee, diese Sammlung an Trouvaillen und Trash der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Gespräche mit unterschiedlichen Institutionen zeigten jedoch, dass die Eingliederung in eine bestehende Sammlung nicht der Eigenart der Bibliothek Andreas Züst gerecht würde. Als sich Ende 2007 abzeichnete, dass der Kulturfrachter Alpenhof in Oberegg öffentlich zugänglich wird, war klar, wo die neue Heimat der Bibliothek zu sein hat. Aus dem bevorstehenden Umzug heraus entstand die Idee, die Bibliothek Andreas Züst auf ihrer Reise vom Zürcher Oberland ins ausserrhodische Hinterland auch in den dazwischen liegenden Kantonen zu zeigen. So entstand das Projekt «Von Andreas bis Züst. Eine Bibliothek geht auf Wanderschaft». Es umfasste die Stationen Corner College / Perla-Mode in Zürich, Sitterwerk in St. Gallen und Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden in Trogen und wurde begleitet von Arbeiten der Künstlerinnen und Künstler Thomas Galler, Ingo Giezendanner aka GRRRR, Laurent Goei, Lutz/Guggisberg und Bessie Nager. Ein praktisches Kistensystem wurde entwickelt und im Sommer 2010 erfolgte dann, mit tatkräftiger Unterstützung diverser Zugewandter, der Einzug in den Alpenhof. Dort ist die Bibliothek Andreas Züst seit Ende August 2010 öffentlich zugänglich.

Während 2011 primär der Erholung der Bücher und zur Bewältigung administrativer Belange diente, folgte im Herbst 2012 das Projekt «Ein Buch bei Nacht». Auch dieses Ausstellungsprojekt wurde an diversen Orten gezeigt und im Winter 2012/13 zusammen mit der kompletten Bibliothek ins CAN (Neuchâtel) eingeladen. Während für «Ein Buch bei Nacht» diverse Künstlerinnen und Künstler sowie Designerinnen und Designer eingeladen waren, ihren spezifischen Zugang zu einem Buch (oder auch mehreren) in ein Objekt zu überführen, lag der Fokus in der Ausstellung des CAN – «Technique & Sentiment» – auf Fragen der Wissensgenerierung und der Idee von Wissenschaftlichkeit. Dafür wurde die vollständige Bibliothek als sakraler Raum innerhalb des CAN inszeniert. Beteiligte Künstlerinnen und Künstler / Designerinnen und Designer: Habib Ahmed Afsar, Ivo Mendes Barão Teixeira, Beni Bischof, Gabi Deutsch, Daniel Gafner, Mariano Gaich, Estelle Gassmann, Peter Hutter und Norbert Möslang sowie im CAN zusätzlich Massimo Furlan & Claire de Ribaupierre, Alexandra Leykauf und Beat Lippert; beteiligte Ausstellungsorte: Staziun (Lavin), Corner College (Zürich) und Alpenhof (Oberegg). 2014 wurde die Bibliothek Andreas Züst dann zu einem Aussenstandort der Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden. Damit einher ging 2014/15 die Rekatalogisierung des Gesamtbestandes sowie die Integration dieser Daten in das St. Galler Bibliotheksnetz.

Texte und Präsentationen zur Bibliothek und der Residency

Stipendiat*innen-Gespräche:
Elina Birkehag, Rosita Kær & Anton Westbom Weflö; Rosie Eveleigh; Eunji Lee
MATERIAL, Zürich
26. November 2019

Stipendiat*innen-Gespräche:
Jimena Croceri & Sarina Scheidegger, HEFT (Ina Römling & Torben Körschkes), Luiza Leite & Tatiana Podlubny
MATERIAL, Zürich
24. April 2019

Sarina Scheidegger & Jimena Croceri
Gespräch im Rahmen von Le Foyer in Process – Act 03
in der Bibliothek Andreas Züst, Alpenhof St. Anton
13. April 2019

Stipendiat*innen-Gespräche:
Mabe Bethônico, Theo Firmo, Marianne Hoffmeister Castro
MATERIAL, Zürich
28. November 2018

Buchort:
«Bücherarche mit Aussicht»
Michael Guggenheimer
«Überraschungen»
Heinz Egger

«Die Melancholie der Bücher»
von Patrick Frey

Obacht Kultur:
«Pilze in der Bibliothek Andreas Züst»
von Mara Züst

«Von Andreas bis Züst»
von Plinio Bachmann

«Ausstellungen in Schweizer Bibliotheken. Untersuchungen und Konklusionen unter informationswissenschaftlichen Gesichtspunkten»
von Raymond Grenacher

Andreas Züst

Der Fotograf, Maler, Naturwissenschaftler, Verleger und Sammler Andreas Züst (1947–2000) war eine legendäre Figur des schweizerischen und europäischen Kunstlebens. Ein Universalist mit unermüdlichem Wissensdrang und ein grosser Bücherliebhaber. Er studierte 1967–70 Naturwissenschaften an der ETH Zürich und Soziologie an der Universität Zürich und war 1973–80 Forschungsassistent für Klimatologie und Glaziologie in Kanada, Grönland und den Schweizer Alpen. Ab den 1970er Jahren künstlerisch tätig, folgten ab 1979 Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland. 1994 wurde der Andreas Züst Verlag gegründet. In seiner künstlerischen Arbeit interessierte sich Andreas Züst für Gesellschafts- und Naturphänomene. 1991–94 koproduzierte er den Film «Picture of Light» von Peter Mettler, ab Mitte der 1990er Jahre arbeitete er mit Peter Weber an der Tonbildschau «Himmel». Zu seinem Schaffen sind diverse Publikationen erschienen.

Weitere Informationen zu seiner Person finden sich auf der Webseite von Andreas Züst und im SIKART, Lexikon zur Kunst in der Schweiz.

Pressestimmen (Auswahl)

«111 Orte rund um den Säntis die man gesehen haben muss»
Nina Kobelt & Silvia Schaub
Emons Verlag Köln, 2019

«Domizile auf Zeit – Oder: Welche Räume braucht der künstlerische Prozess?»
Nicole Hess
Scheidegger & Spiess Zürich, 2018

«Flaschenpost aus der Bibliothek Andreas Züst»
Virginie Gauthier & Christof Nüssli, Jessie Kerspe, Justin Tyler Tate
Saiten, Mai 2018

«Flaschenpost aus der Bibliothek Andreas Züst»
Faye Coral Johnson & Mike Sali Redmond, Luisa Marinho & Miro Spinelli und Valle Medina & Benjamin Reynolds
Saiten, Dezember 2017

«Flaschenpost aus der Bibliothek Andreas Züst»
Amira Hanafi, Bianca Pedrina
Saiten, Mai 2017

«Plötzlich diese Übersicht: Flaschenpost aus der Bibliothek Andreas Züst»
Marie Artaker, Margherita Huntley, Dylan Spencer-Davidson
Saiten, Dezember 2016

«Nachts in den Siebzigern»
Georg Gatsas
Saiten, Januar 2016

«Föhn gegen Nebel»
Hansjörg Quaderer
Schweizer Monat, Dezember 2015

«Mit Aussicht auf Einsicht»
Frank Heer
Annabelle, 18. November 2015

«Une gigantesque bibliothèque mène l’art au sein des grottes»
Delphine Dozé
L’Express, Dezember 2012

«Hof der Aussichten auf dem St. Anton»
Transhelvetica, November / Dezember 2012

«Jedes Buch braucht sein Gegenüber»
Rolf Rechsteiner
Appenzeller Volksfreund, 28. Oktober 2012

«Das Sammelsurium»
Vera Pache
Süddeutsche Zeitung, 18. Oktober 2012

«Mal reinlesen»
Susann Sitzler
Zeit Reisen, Oktober 2012

«Météorologie mentale»
Kunstbulletin 7–8, Juli / August 2012

«Enzyklopädischer Eklektizismus»
Marc Zitzmann
NZZ, 26. Juni 2012

«Andreas Züst, le style d’une époque»
Laurent Wolf
Le Temps, 29. Mai 2012

«Le Phare. Journal de Centre culturel suisse»
Nr. 11, Mai 2012

«Ein Kosmos der Leidenschaft»
Barbara Basting
passagen, Nr. 58, 2012

«Ein perfekter Tag»
Frank Heer
Annabelle, 29. Juni 2011

«Die Bibliothek des Wolkenschiebers»
Roman Bucheli
NZZ, 20. August 2010

«Suchen geht nicht. Aber man findet»
Guido Berlinger-Bolt
St. Galler Tagblatt, 18. Juni 2010

«Von Andreas bis Züst – Wanderbibliothek»
Ilona Stämpfli
Art-TV, 14. Juni 2010

«Von Andreas bis Züst – eine Bibliothek geht auf Wanderschaft»
Daniel Thür
Appenzeller Zeitung, 22. März 2010

«Bücher zu Bücher»
Ursula Badrutt Schoch
St. Galler Tagblatt, 2. Dezember 2009

«Brownes real/wie früher»
Kim Dang
Z – Die schönen Seiten, 20. November 2009

«Öffentlich zugängliche Bibliothek ab Juli 2010»
Rolf Rechsteiner
Appenzeller Volksfreund, 19. November 2009

«Andreas Züsts Sammlung von neun Tonnen Büchern»
Feli Schindler
Tages-Anzeiger, 17. November 2009