Thomas Maier:
Manufacturing Evidence / Manufacturing Belief

Ein zufälliges Ereignis bedeutet immer eine Demütigung. Der Mensch ist ein Sinn suchendes Wesen. Dass da draußen im All kein Leben stattfände, es nicht mit Flugobjekten in die uns bekannte Sphäre eindringe, keine Spuren in Feldern hinterließe und nicht versuche, mit uns in Kontakt zu treten, das will uns nicht in den Kopf. Es beleidigt unser Empfinden, dass UFOs am Ende nur Zufälliges darstellten, die nur Wetterballons, Frisbees, Lenticularis-Wolken, Polarlichter oder Leuchtbomben zum Grund hatten. Wir verlangen von der Geschichte etwas Anderes, erkennbar Bedeutenderes, aber stets verweigert sie uns das. Die alternativen Narrationen öffnen eine Fluchttür aus der wenig einladenden Banalität der Wirklichkeit. Wir vermuten hinter unerklärlichen Phänomenen das Gewaltige und Mächtige. Werden keine tieferen Narrationen verbreitet, dann suchen wir uns die Narrationen selbst. Was macht diese andere Wahrnehmung mit uns?

UFOs sind die stärksten Visualisierungen dieses andersartigen «Denkens» und sie führen zu einer enormen Produktion an «Beweisen», einer Sinn suchenden Fabrikation von Glauben. Das Fehlen von Gewissheit wird zum Beweis für die Wahrheit.

November 2016
Text: Thomas Maier